Porno und Poker bei Wirecard

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Umstritten war Wirecard schon immer und im Nachhinein scheint es altklug, die langjährigen Governance-Probleme anzuprangern. Aber was bitte hatte die Wirecard-Aktie in den Portfolien so mancher ESG-Verfechter zu suchen?

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Das Geschäftsmodell erhielt in den Anfangszeiten seinen Auftrieb aus der Zahlungsabwicklung für Porno und Poker im Internet. Etablierte Kreditkartenfirmen wie Visa und Mastercard wickeln solche Zahlungen gar nicht erst ab. In Fondsmanagerkreisen waren diese Zusammenhänge durchaus bekannt, auch wenn der Wirecard-Geschäftsbericht bestimmte Details gern verschwieg. Wer rühmt sich dann ernsthaft, keine Rüstungsaktien zu kaufen?

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Deutscher Digitalchampion?

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Dass der deutsche Finanzplatz endlich ein zukunftsfähiges Unternehmen mit einer weltmarkttauglichen Position im dynamischen Markt für digitale Zahlungsdienstleistungen habe, war bestenfalls ein Argument aus dem vorletzten Jahr. Im September 2018 verstummten mit der Aufnahme in den DAX zunächst viele Fragen. Das Wort Verschwörungstheoretiker war damals noch nicht modern. Die leisen Stimmen im Kopf ließen sich mit den phantastischen Wachstumsschätzungen der Analysten beruhigen.

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Wo waren die Milliarden im letzten Jahr?

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Achja, die Analysten. Fondsmanager gelten in manchen Kreisen nicht gerade als Leseratten. Von Analysten kann man hingegen erwarten, dass sie sich für den KPMG-Bericht zur Sonderprüfung Zeit nehmen. Blätterte man Ende April durch die ersten 15 Seiten, stand dort explizit in den Zeilen – nicht dazwischen, dass 85 Mio EUR auf Wirecard-Bankkonten nachgewiesen wurden, immerhin! Eine Milliarde EUR? Ließen sich leider nicht bestätigen…  

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Auch sonst strotzen diese 60 Seiten vor Beispielen mangelnder Kooperationswilligkeit bzw. -fähigkeit. Wer konnte nach dieser Lektüre noch ‚neutral‘ sein? Seit heute prüft die Staatsanwaltschaft München endlich die Aufnahme von Ermittlungen. Die Leerverkaufsbeschränkungen in der Wirecard-Aktie sorgten zu Beginn des Jahres für Kurs- und Imagerettung und sind rückblickend mehr als einfach nur eine weitere Kuriosität in dieser Causa.

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Gute Prinzipien kosten nichts

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A propos Beschränkungen: Zur Informationsbeschaffung überwindet die Verfasserin dieses Beitrags nur selten Bezahlschranken, wundert sich aber über so manche Denkblockade. 

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Für die vielen Social Justice Warriors, die so gern über das S in ESG sinnieren, erlaube ich mir einen Hinweis: Das G ist selbstredend die allererste Hürde, die genommen werden muss, obwohl es im Akronym ganz hinten steht. Das gilt nicht nur für das langfristige Überleben eines Unternehmens; das gilt für alle, die Anlageentscheidungen verantworten, beeinflussen oder den Rahmen dafür setzen.

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Den KPMG-Bericht gab es übrigens umsonst zu lesen. Dafür brauchte es keine teure ESG-Implementation.

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Invest in Trust.

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And live it!

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